Zur Einleitung eine kurze Begriffserklärung. Schwangerschaftsdiabetes (GDM = Gestationsdiabetes) bedeutet eine Blutglukoseerhöhung, die zum ersten Mal während einer Schwangerschaft entdeckt wird.

Der Astrophysiker Steven Hawking formulierte einmal: „Ein Lebewesen ist gewöhnlich auf zwei Voraussetzungen angewiesen: einen Satz Anweisungen, die dem System sagen, wie es weiterlebt und wie es sich reproduziert, und einen Mechanismus, der die Anweisungen ausführt. In der Biologie heißen diese beiden Voraussetzungen Gene und Stoffwechsel.”
Das trifft auch auf die Embryogenese und Fetogenese zu. Hoch komplizierte Prozesse, die sich auf diese zwei Voraussetzungen à la Hawking zusammenfassen lassen. Bereits am 5. bis 6. Tag hat sich der Zellhaufen des werdenden Menschen an sein mütterliches Versorgungsdepot angedockt und ab ca. 17. Tag ist der Embryo vollständig in die Gebärmutterschleimhaut der werdenden Mutter angeheftet, die ihrerseits mit einer Gefäßbildung um das Embryo antwortet, um die erforderlichen Zutaten für den Stoffwechsel zu liefern. Mit der Ausbildung der Chorionzotten und der Aufnahme der Verbindung zum mütterlichen Kreislauf beginnt das Embryonalstadium. Die Entwicklung läuft zumeist unbemerkt von der Erkenntnis der zukünftigen Mutter ab, dass sie schwanger sei.
Schon ab 7-13. Tag wird das embryonale Gefäßsystem und die Bildung des Blutes vorgenommen. Die Entwicklung, die durch die genetischen Anweisungen gegeben werden sind rasant und step by step bildet das Embryo alle Organanlagen und Extremitäten aus. Bereits in der frühen Embryonalzeit soll nach Peter A. M. Weiss eine Pankreasanlage vorhanden sein, ab 11. SSW wird eine Insulinsekretion nachgewiesen und ab 4. Schwangerschaftsmonat sind die endgültigen Inselzellen nachweisbar, die der Insulinproduktion dienen. (siehe bei Bedarf Embryonalstadien: Carnegie-Stadien)
Das entstehende Leben verlässt sich darauf, das sein “Wirt”, hier die natürliche Mutter, ihm in ausreichender, aber vor allem physiologischer, nicht toxischer Dosierung die erforderlichen Komponenten bereitstellt, damit es über seinen eigenen Mechanismus die Anweisungen ausführt, weiterzuleben, sich zu entwickeln und zu reproduzieren. Der Mechanismus des kindliche Stoffwechsel wird eigenständig geregelt.
Unser Gefäßsystem, dass über die Plazenta das sich entwickelnde Menschlein beliefert, ist unsere schnelle Transporttruppe und erfüllt im Wesentlichen zwei Funktionen. Erstens transportiert das Blut zum Erhalt, der Entfaltung oder Wiederherstellung einer normalen Zellfunktion (Organfunktion) alle notwendigen Bestandteile an den Ort des Begehrens und zweiten hat das Blut die Anweisung, permanent einen Vorrat der wichtigsten Stoffwechselprodukte vorzuhalten, um auch in Notfällen sofort liefern zu können. Wir sprechen von einem offenen dynamischen System, dass zuerst von Claude Bernard im 19. Jahrhundert als Konzept der Homöostase bezeichnet wird und von Walter Cannon 1932 in seinem Buch „The Wisdom of the Body” (Die Weisheit des Körpers) eingehend erleuchtet wird. Homöostase wird als Gleichgewicht in einem Milieu bezeichnet. Beim Gesunden schwankt zwar auch die Blutglukose (Soll-Zustand), aber die Grenzen der Schwankungen sind beim Gesunden relativ eng vorgegeben. So wird eine Nüchtern-Glukose nach 8 Stunden Fasten zwischen 4.0 bis 5.4 mmol/L (72 bis 99 mg/dL) nachgewiesen und beträgt 2 Stunden nach einer Mahlzeit maximal 7.8 mmol/L (140 mg/dL). Die normale Gylkierung der Körperzellen (“Verzuckerung der Zellen”) liegt bei 6 % (42,08 mmol/mol), die man am Hämoglobin des roten Blutkörperchen messen kann. Dieser HbA1c Wert, auch kurz A1C genannt, wird häufig umgangssprachlich als Langzeitglukose-Wert bezeichnet.
Sobald über die Nahrungsaufnahme ein Nachschub an Kohlenhydraten erfolgt setzen sich unendlich viele Stoffwechselprozesse in Gang, die nur einem Ziel dienen, dem Hormon Insulin die Anweisung zu geben, in die Blutbahn zu sprinten und diesen Überschuss an Glukose entweder direkt an die anfordernden Organe zu bringen oder die Glukose in die in Lager (Glykogenbildung) zu transportieren oder diesen Überschuss an Glukose in Fett umzuwandeln und in den Geweben abzulagern. Diese Binsenweisheit kennt jeder: Wer mehr Kalorien isst als er verbraucht, wird fett.
Insulin ist das einzige blutglukosesenkende Hormon und der Schlüssel, Glukose korrekt in die Zellen zu schleusen. Es gibt nur eine Ausnahme, bei der Glukose insulinunabhängig zusätzlich verbrannt werden kann. Das ist körperliche Bewegung.
Warum erwähne ich das in dieser Ausführlichkeit. Weil, und das ist die Kernmessage, längerfristig erhöhte Blutglukose giftig für den Körper ist.
Und genau hier setzt das Problem beim Gestationsdiabetes an …

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