Gut zu wissen

Unser Kreislaufsystem ist das Transportwesen, unser Blut ist das Transportmedium. Im Blut selbst verbleiben nur die Bestandteile in der jeweiligen Konzentration, die nicht krankheitsauslösend sind und im Bedarfsfall eine Express Zustellung an die anfordernden Zellen ermöglicht.

Hämoglobin (Hb) ist der rote Farbstoff in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Das Hämoglobin, eine Verbindung aus Eisen und Protein, bindet, transportiert und versorgt unsere Zellen mit Sauerstoff. Es bindet, ohne das ein Enzym daran beteiligt ist, aber auch Zuckermoleküle wie Glucose, Fruktose, Sortibol und Galaktose an seine Oberfläche. Diesen Gesamtkomplex aus Hämoglobin und Kohlenhydraten nennt man abgekürzt HbA1. Der HbA1-Wert kann in weitere Unterfraktionen A, B und C unterteilt werden.

Von Interesse ist der HbA1c-Wert (A1C); hier ist nur Glucose an das Hämoglobin angelagert. Der normale HbA1c-Wert liegt zwischen 4- 6,0 %. Leichte Abweichung der Normwerte sind von Labor zu Labor normal. Wer also seinen HbA1c Wert korrekt interpretieren will, muss immer den Vergleich zu dem auf dem Laborzettel ausgewiesenen Normalbereich herstellen.

Je höher die Blutglucose im Durchschnitt in den letzten 8 Wochen, desto höher der HbA1c-Wert. Je länger die Blutglukose Erhöhung anhält, desto wahrscheinlicher entwickeln sich Komplikationen.

Umgangssprachlich wird der A1C häufig auch als Langzeitzucker bezeichnet. Die Bestimmung sollte alle 2, spätestens einmal in 3 Monaten erfolgen. Das hängt mit der Überlebensdauer der Erythrozyten zusammen, die Träger des Hämoglobins sind. Diese beträgt im Normalfall durchschnittlich 120 Tage.

 

Kurze Zusammenfassung:

  • Der A1C ist der Goldstandard für die Beurteilung der durchschnittlichen Höhe der Blutglukose. Er wird auch als Risiko- oder Surrogat- (Stellvertreter) Marker bezeichnet, da der Wert abbildet, wie stark auch andere Zellen im Organismus „verzuckert“ (glykiert) sind. Dauerhaft erhöhte A1C-Werte signalisieren die Entwicklung von Folgekomplikationen aber auch die Neigung zu Entzündungen.
  • Umrechnungstabellen der mittleren Blutglukose auf A1C Werte, auch bei der kontinuierlichen Glukosemessung, ersetzen nicht die direkte Bestimmung des A1C-Werte. Sie spiegeln keine Schwankungen der Blutglukose wieder und, besonders wichtig, zeigen nicht an, ob der HbA1c durch Krankheiten verfälscht ist. Daher ist die Bestimmung des HbA1c durch eine Blutabnahme aus dem Finger erforderlich. Die Auswertung erfolgt im Labor. An praktikablen Handgeräten wird gearbeitet.
  • Der A1C-Wert kann falsche Werte angeben, wenn z.B. eine Blutarmut (Anämie), Eisenmangel, schwere Nieren- oder Lebererkrankungen, Erythrozytentransfusionen oder chronischer Alkoholismus vorliegen. Ein weiteres Problem sind Sichelzellanämien, die erblich bedingt sind und vor allem bei dunkelhäutigen Menschen vorkommen. Wissenschaftlich diskutiert wird, dass die Sichelzellanämie überdurchschnittlich in Malariagebieten nachweisbar ist und möglicherweise diesen Erkrankten einen potenziellen Schutz vor Malaria bieten. Durch die Migration wird jetzt eine zunehmende globale Verbreitung verzeichnet.
  • Die Bestimmung des A1C-Wertes ersetzt nicht die Blutglukoseselbstkontrolle und die direkte körperliche Kontrolluntersuchungen auf sich entwickelnde Komplikationen.

 

Der Umbruch: die alten A1C Werte sind out!

Eine neue Maßeinheit mmol/mol Hämoglobin (Hb) ersetzt die Maßeinheit %

Das “National Glycohemoglobin Standardization Program”(NGSP)  hat sich seit 1996 dafür eingesetzt, dass international bei der Bestimmung des A1C gleiche Standards gelten sollen. Das war die Prozentangabe nach der Näherungskurve einer der größten Verlaufsstudien bei Typ-1-Diabetes, der DCCT. Diese „Harmonisierung“ der unterschiedlich gewonnenen HbA1c-Werte durch die NGSP hatte allerdings auch ein nicht unbeträchtliches Fehlerpotenzial. Unterschiedliche Bestimmungsverfahren (Chromatographie) korrelieren leider nicht nur mit der Blutglukoseeinstellung, sondern erfassen auch andere glykierte Komponenten, deren Konzentrationen nicht von der Blutglukosekonzentration im Blut abhängen. Dies galt es zu ändern und die Methode genauer zu gestallten.

Unter Glykierung versteht man in diesem Zusammenhang die irreversible (nicht rückgängig zumachende), nichtenzymatische Bindung von Glukose an das Hämoglobin-Molekül, genauer gesagt an die ß-Kette von Hämoglobin A.

Um diese Ungenauigkeiten („Verunreinigungen“ der Messmethode) zu verringern, hat man sich im Jahr 2000 international darauf verständigt, den „reineren“ Standard der International Federation of Clinical Chemistry and Laboratory Medicine (IFCC) auch in Deutschland einzuführen. Ab 2010 ist jedes klinische Labor verpflichtet die neue Bestimmungsmethode anzuwenden.

Damit gelten die bisherigen Normwerte von 4 bis 6,1% (maximal 6,3%) nicht mehr, sondern als normal gelten 20,22 bis 43,17mmol/mol (maximal 45,36 mmol/mol).

Die Umrechnungsformel lautet: HbA1c  in mmol/mol Hb = (HbA1c (%) – 2.15 ) * 10.929

Damit die Verwirrung bei Ärzten, Pflegekräfte und vor allem bei den Diabetiker nicht allzu groß wird, hat 2010 die Deutsche Diabetes Gesellschaft beschlossen, beide Normwerte parallel auf dem Laborausdruck auszuweisen, damit sowohl für die Ärzte, Diabetesberater wie auch für Patienten eine Vergleichbarkeit erhalten bleibt. Nun ist die Karenzzeit fast vorbei und alle müssen sich umstellen. Daher gibt es als Anhang eine Tabelle zum Ausdrucken, um schnell eine Übersicht zu haben, wie die langfristige Güte des Stoffwechsels einzuschätzen ist.

Aber es gibt natürlich auch eine Umrechnungsformel von mmol/mol Hb auf %, wenn denn nun doch jemand weiterhin mit Prozentangaben arbeiten will.

HbA1c Umrechnung von mmol/mol Hb in %

Formel:  HbA1c (%)  = HbA1c (mmol/mol Hb) * 0.0915 + 2.15

Über die praktischen Vorteile lässt sich wie immer trefflich streiten. Die Befürworter werden sagen, dass endlich auf hohem exakten wissenschaftlichen Niveau global die Werte verglichen werden und wir noch feiner eine schlechte Blutglukose-Einstellung beurteilen können, da eine bessere Korrelation zum Hämoglobin besteht.  Das ist richtig und kaum widerlegbar. Individuelle Fehlinterpretationen des HbA1c bei nachweisbaren Hämoglobinveränderungen und daraus resultierende Fehldiagnosen können vermindert werden, wie unzählige Fallbeispiele in der Literatur belegen. In der praktischen Diabetologie wird sich allerdings zeigen müssen, ob die Beteiligten durch die mmol/mol Hb Angabe eher verwirrt werden oder es nur eine Frage der Zeit ist, wann die gültige neue Maßeinheit von allen genutzt wird, ohne Verwirrung zu stiften. Aber da sind wir schon bei einem ähnlichen Thema, den unterschiedlichen Maßeinheiten für die Angabe von Glukosewerten.

 

Deutschland ist auch bei den Glukosewerten gespalten

1978, man stelle sich das vor, wir schreiben 2019, hat die DDR bereits das „System International d‘Unités“, kurz die SI-Einheiten, auch für die Angabe der Blutglukose befürwortet und im Jahr 1982/83 die Umstellung vollzogen. Das SI ist eine universelle, auf grundlegenden Naturkonstanten beruhende Anwendung und ermöglicht eine international, auch wissenschaftlich gemeinsame Kommunikation. Man spricht von kohärenten Einheiten, da die Basiseinheiten und abgeleiteten Einheiten sich durch eine Gleichung mit dem Zahlenfaktor 1 immer von der Basiseinheit ableiten lassen. Für Stoffmengen, dazu zählt auch die Glukose, ist die Basiseinheit “MOl”, das Symbol “mol”. Die Grundlage bildet die Anzahl von Atomen von 12C in 12 g. Hört sich kompliziert aber zugleich auch toll wissenschaftlich einheitlich an. Soweit die wissenschaftliche Grundlage und Theorie.

Nur in der Praxis, speziell der Basis-Bezugsgröße „Blutglukose“ beim Diabetes, gingen beide deutsche Staaten nicht den selben Weg. In der alten Bundesrepublik wollte man die Patienten nicht verwirren, so die Argumentation und, blieb bei der alten Maßeinheit. In den alten Bundesländern ist auch heute noch die Maßeinheit für die Blutglukose mg/dl gültig. Das bedeutet Milligramm pro Deziliter = Milligramm Glucose pro  Deziliter Blut. Ein Deziliter sind ein Zehntel von einem Liter.

In den neuen Bundesländern ist die Maßeinheit weiterhin der SI-Standard mmol/l (Millimol pro Liter = Anzahl der Glukoseteilchen = Glukosemoleküle pro Liter). Beides gibt die gleichen Glukose Konzentrationen im Blut an, man muss nur die Messwerte richtig interpretieren können.

Da erfreulicherweise der deutsch-deutsche Schnupperkurs im Alltag anhält, sollte jeder Diabetiker, von Ärzten und Pflegekräften ganz zu schweigen, die unterschiedlichen Zahlen werten können. Bei einem Westdeutschen ist 100 mg/dl normal, bei einem Ostdeutschen würde das wahrscheinlich eine Schrecksekunde oder zumindest Ratlosigkeit auslösen, denn er denkt in Einerschritten vor dem Komma. Bei ihm entsprechen 5,56 mmol/l einem „westdeutschen“ Wert von 100 mg/dl.

Daher habe ich eine Pdf zum downloaden bereitgestellt, damit niemand durcheinanderkommt, wenn er sich im „westlichen“ oder „östlichen“ Territorium von Deutschland oder einem anderen Land der Welt aufhält. Unbenommen davon auch hier die entsprechende Umrechnungsformel, die sich jeder leicht als Notiz speichern kann.

Umrechnungsformel von mg/dl in mmol/l

mg/dl  x 0,0555 = mmol/l

Umrechnungsformel von mmol/l in mg/dl

mmol/l x 18,02 = mg/dl

 

Noch ein Hinweis zur Blutglukose Selbstkontrolle mit herkömmlichen Messgeräten

Jeder User sollte darauf achten, dass sein Gerät die richtige Maßeinheit aufweist. Dennoch sollte jeder wissen, dass trotz der Verschärfung der DIN EN ISO-Norm 15197:2015 bei jedem System Messabweichungen normal sind. Die Messabweichungen dürfen maximal ± 15 % betragen, egal ob der gemessene Wert ≥ oder ≤  100 mg/dl (5,6 mmol/l) beträgt. Diese Vorgaben müssen bei 95% aller Messwerte erfüllt sein. Zugleich wird gesetzlich vorgeschrieben, dass eine einfache Bedienbarkeit gegeben sein muss. Diese Qualitätsgarantien werden in referenzierten Instituten durchgeführt und das Qualitätszertifikat erteilt. Schauen Sie daher auch auf die Zertifizierung des Gerätes, da noch aktuell (2019) ca. 20% der auf dem Markt befindlichen Geräte zur Glukose-Selbstmessung diese Anforderungen nicht erfüllen.

Welches Gerät macht Sinn, ist eine der am häufigsten gestellten Fragen in der Praxis. Die Antwort ist relativ einfach: das Gerät, mit dem Sie persönlich leicht und locker umgehen können und!, für das Ihre Krankenkasse die Kosten der Teststreifen übernimmt. Denn jedes Gerät ist ein unnützes Accessoire, wenn es nicht mit den entsprechenden Teststreifen zur Funktionsfähigkeit erweckt wird. Die Industrie neigt dazu, die Geräte zu verschenken, um damit Begehrlichkeiten über das hübsche Design zu entwickeln. Auf diesen genialen Einfall ist Ende der 80er Jahre die Firma Boehringer-Mannheim gekommen und heute ist es Standard für fast alle Hersteller geworden. Aber das BG-Messgerät ist nur ein Dummy, der nur durch Teststreifen zum Leben erweckt wird.

Machen Sie daher am sinnvollsten ein Check up, um Ihr persönliches Komplettpaket (Teststreifen, Messgerät, Stechhilfe) ausfindig zu machen und bezahlbar zu gestalten.

Bitte laden Sie die PDF’s herunter, um die Tabellen bei Bedarf griffbereit zu haben

DOWNLOAD | PDF

HbA1c Umrechnung Formular

DOWNLOAD | PDF

BG Umrechnung Formular

Share This