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Wie ein Freiheitsdenker zur Projektionsfläche für die  Macht wurde.

Steiler geht eine These nicht: Karl Marx – missbraucht? Und wenn ja, von wem?
Kaum ein Denker wird so verehrt, gehasst, verklärt und missbraucht wie Karl Marx. Für die einen ist er der Erzfeind des Kapitalismus. Für die anderen der Prophet des Kommunismus. Für viele nur noch ein Wort, das Schubladen füllt.
Doch was, wenn beide Lager falsch liegen?
Was, wenn Marx weder ein Gleichmacher noch ein Parteisoldat war sondern ein systemisch denkender Humanist, der mehr mit Kant und der REON-Spock-Idee zu tun hat als mit Lenin, Stalin, Merkel oder Parteitage?
Aber der Reihe nach.

  1. Was analysierte Marx:
    • Entfremdung: Der Mensch wird zum Werkzeug degradiert, wenn er in Arbeit nur noch Mittel zum Überleben sieht – nicht mehr als Ausdruck seiner selbst.
    • Produktionsverhältnisse schaffen Herrschaft: Nicht Ideen regieren die Welt, sondern materielle Verhältnisse. Wer die Produktionsmittel kontrolliert, kontrolliert das Denken und Handeln der Gesellschaft.
    • Ideologie ist verschleierte Macht: Moral, Religion, bürgerliche Werte – all das kann genutzt werden, um Ausbeutung als Ordnung zu tarnen.
    • Religion ist das Opium für das  Volk – nicht weil Menschen glauben, sondern weil Glaube als sedierende Machttechnik dient, um Unterwerfung zu fördern. Seine Kritik gilt dem System, das Religion als Vorwand für Macht einsetzt, den Menschen gefügig zu machen und nicht als Kritik am Menschen, die glauben.
    • Freiheit braucht materielle Grundlage: Politische Rechte allein genügen nicht – Freiheit existiert nur, wenn der Mensch nicht ökonomisch abhängig oder existenziell erpressbar ist.
    • Gesellschaft ist veränderbar: Geschichte ist kein Schicksal, sondern Ausdruck von Klassenverhältnissen – und diese sind nicht naturgegeben, sondern gemacht.
    • Arbeit als schöpferische Selbstverwirklichung: Wenn entfremdete Arbeit überwunden ist, wird Arbeit zur freiwilligen, sozialen und sinnhaften Tätigkeit – ein Grundpfeiler echter Humanität.
  1. Blick auf seinen Lebenslauf, denn dieser ist nicht minder spannend.

Marx‘ Leben war geprägt von Flucht, Verbot, Armut – aber auch von kompromissloser Denkkraft, klaren Feinden in konservativen Eliten, Konflikten mit anderen Sozialisten, die er als zu unklar, zu pathetisch oder zu wenig systematisch empfand und einem unerschütterlichen Willen zur Wahrheit.

  • 1818: Geboren in Trier, Preußen – als Sohn eines konvertierten jüdischen Anwalts, wächst Marx in einem aufgeklärten, bürgerlichen Milieu auf.
  • 1835–1841: Studium der Rechtswissenschaften, Philosophie und Geschichte in Bonn und Berlin. Begeistert sich zunächst für Hegel, übernimmt dessen dialektische Methode – entwickelt sich aber zum Kritiker des idealistischen Denkens. Statt „Geist“ sieht Marx in den materiellen Lebensverhältnissen den Motor der Geschichte. Seine Abkehr von Hegel ist keine Ablehnung, sondern eine radikale Erdung.
  • 1843: Heirat mit Jenny von Westphalen – Tochter eines preußischen Barons. Die Verbindung mit einer Adligen zeigt früh: Marx passt in keine Schublade.
  • 1844: Begegnung mit Friedrich Engels in Paris – Beginn einer lebenslangen intellektuellen Partnerschaft. In dieser Zeit auch intensiver Austausch mit Moses Hess, einem der ersten sozialistisch denkenden Zionisten. Hess schwärmt: „Denke Dir Rousseau, Voltaire, Lessing, Heine und Hegel in einer Person vereinigt – so hast Du Dr. Marx.“ QuelleN. (Quelle: Theodor Zlocisti, Vorwort zu Moses Hess: Sozialistische Aufsätze 1841–1847, Welt-Verlag, Berlin 1921) und Brief an einen Freund, zitiert nach: Volker Weiß, Jochen Ott, Moses Hess – Rheinischer Jude, Revolutionär, früher Zionist, Greven Verlag 2015).
  • 1845: Ausweisung aus Frankreich auf Druck der preußischen Regierung. Exil in Brüssel. Dort entstehen zentrale Frühschriften („Die heilige Familie“, „Die deutsche Ideologie“).
  • 1848: Veröffentlichung des „Kommunistischen Manifests“. Rückkehr nach Deutschland während der Märzrevolution. Marx versucht, demokratisch-republikanisch Einfluss zu nehmen, wird jedoch bald zur Zielscheibe monarchistischer und konservativer Kräfte.
  • 1849: Nach Niederschlagung der Revolution: Ausweisung aus Preußen. Er flieht nach Paris, wird dort erneut bedroht und weicht endgültig nach London aus. Grund: seine Schriften und Aktivitäten gelten als „staatszersetzend“.
  • 1849–1883: London – dauerhaftes Exil, prekäre Lebensverhältnisse. Intensive Arbeit an „Das Kapital“. Konstante Überwachung durch europäische Polizeibehörden. Marx gerät auch mit anderen Sozialisten in Konflikt – etwa mit Bakunin (Anarchist), Proudhon (Mutualist- Unterstützung auf gegenseitigkeit) oder Moses Hess, mit dem er sich später ideologisch entzweit. Hess wird heute sowohl als Prophet des Kommunismus als auch als Vordenker des Zionismus beschrieben Grund des Zerwürfnisses: Marx lehnte jedoch konsequent idealistische, religiöse oder moralisch aufgeladene Sozialismen ab. Für Marx war die materialistische Analyse der Machtverhältnisse das einzig tragfähige Fundament – das trennte ihn später unversöhnlich von Hess.
  • 1883: Stirbt in London. Nur eine Handvoll Menschen folgt seinem Sarg – doch seine Gedanken gehen um die Welt.

Damit drängt sich zwangsläufig die Frage auf, war Marx eher ein Fan von Darwin, Kant, Aristoteles, also kein Dogmatiker, sondern ein strukturdenkender Humanist?
Die einzige Antwort lautet: Ja!
Marx dachte wie Kant in moralischer Konsequenz, wie Darwin in systemischer Entwicklung, wie Aristoteles im Bezug auf erfüllte Arbeit. Alle vier einte: Sie suchten Ordnung im Wandel, Wahrheit in Strukturen und keine Unterwerfung unter Macht, sondern bewusste Mitwirkung am Ganzen. Marx ist  Aufklärer & Strukturdenker, denn:

  • Marx war tief beeindruckt von den Forschungen Charles Darwins, die im Werk „Die Entstehung der Arten“ (1859) mündete.

Er sah darin den wissenschaftlichen Nachweis, dass Entwicklung durch Widerspruch und Anpassung entsteht – ganz ähnlich seiner Dialektik.

  • Marx bewunderte Kant. Der kategorische Imperativ, als Maßstab für Gerechtigkeit ohne äußere Herrschaft, entsprach der Analytik von Marx. Selbst Kants Idee der Mündigkeit spiegelt sich in Marx’ Freiheitsbegriff.
  • Aristoteles: Das Ziel von Arbeit = gutes Leben, nicht bloß Überleben – das entspricht Marx’ Ideal von „nicht entfremdeter Arbeit“.

Gleichzeitig ist Marx nachweislich ein „Entzauberer aller „Ismen. Man könnte auch sagen, kein Prophet einer neuen Ideologie, sondern der Totengräber aller ideologischen Kurzschlüsse.
Besonders bemerkenswert ist seine Auseinandersetzung mit seinem Lehrer Hegel, dessen Postulat lautete:

„Die Weltgeschichte ist die Entfaltung des Geistes” 

Marx verwarf diesen Idealismus und stellte dem entgegen:

„Die Weltgeschichte ist die Entfaltung der Produktionsverhältnisse – die wiederum das Denken formen.“.

 Zwar übernahm Marx Hegels Methode der Dialektik – These – Antithese – Synthese –, doch er kam zu komplett anderen Schlüssen:
Nicht der Geist bewegt die Geschichte, sondern die materiellen Verhältnisse bestimmen das Bewusstsein.ar bei, kommt jedoch zu komplett anderen Schlüssen als sein Lehrer.
Fakt ist: Marx ist kein Ismenbauer (Kommunismus Errichter), sondern Entzauberer der Ideologien.

Ein zweites Beispiel ist die Kritik am Judentum in seiner berühmten Schrift „Zur Judenfrage“ (1843). Er schrieb nicht gegen Juden als Menschen oder Ethnie – sondern gegen jede Religion, die politische und ökonomische Machtverhältnisse verschleiert und sich zur Legitimation heiliger Autoritäten eignet. Auch das Christentum bekam sein Fett weg. Seine Stoßrichtung lautete:

„Religion ist das Opium des Volkes“, nicht weil Menschen glauben, sondern weil die Institutionalisierung des Glaubens als sedierende Machttechnik dient, um Unterwerfung zu fördern.

Marx’ Analyse war entmystifizierend. Er wollte keine „jüdische Frage“, sondern eine Menschheitsfrage klären. Die Trennung von Staat und Religion, um rationale Ordnung in Form von Selbstverantwortung des Menschen, nicht durch Gott, sondern durch Einsicht  zu ermöglichen.
Damit schließt sich der Kreis. Marx strebte keine Gleichmacherei an, und schon gar nicht jene, die sich mit einem technokratischen Überbau „Kommunismus“ nennt, aber in Wahrheit nur eine neue Form von Herrschaft über das Volk darstellt.
Kommun-ismus statt Kapital-ismus oder Monothe-ismus gegeben hat. Gleiche Unterdrückung – mit anderer Etikette.

Fazit: Marx wollte Befreiung durch Einsicht – nicht eine neue Form der Unterwerfung mit moralischem Namen.

Binsenweisheit: Wer Macht entlarvt, macht sich bei der Macht keine Freunde. 

Wen wundert es, wenn Marx bei den Alphatieren nicht angesehen war.
Karl Marx war unbequem – zu klug, zu klar, zu analytisch. Er war ein jüdisches, konvertiertes Genie, das sich jeder Schublade entzog: weder religiös, noch bürgerlich, noch moralisierend. Aber genau deshalb war er für politische Machtstrategen nicht kontrollierbar.
Was man nicht kontrollieren kann, muss man entweder verleumden – oder instrumentalisieren. Im Fall von Marx geschah beides.
Marx wurde nicht nur zensiert – er wurde zur ideologischen Gallionsfigur gemacht für Systeme, die mit seinen ethischen und emanzipatorischen Zielen wenig bis nichts gemein hatten. Besonders im Leninismus und Stalinismus diente sein Name dazu, eine neue Form autoritärer Herrschaft zu legitimieren – unter dem Deckmantel der Arbeiterbefreiung.
Doch Marx war kein Leninist. Und erst recht kein Stalinist. Seine Idee war: Aufklärung durch Analyse – Befreiung durch Strukturkritik – Mitverantwortung statt Parteidiktat.
Da drängt sich doch gleich die nächste Frage auf.  Wurde Marx bewusst „abgetreten“ und durch die Bolschewiki umgedeutet?

Machtspiele laufen quer durch Ideologien

🔹 Die Rolle der jüdischen Intellektuellen im Umfeld der Revolution
Die russisch-jüdische Intelligenz hatte unter dem Zarenregime massiv gelitten – Pogrome, Verbote, Entrechtung. Viele jüdische Denker (z. B. Trotzki, Zinowjew, Kamenew) suchten in der Revolution nicht primär das Judentum, sondern die Erlösung aus der Ohnmacht.
Der Zionismus (z. B. Moses Hess) flirtete durchaus mit Sozialismus – aber eher in der Form des „sozialistischen Aufbaus“ Palästinas, nicht im Sinne von Weltrevolution.
Ben Gurion war nicht kommunistisch, stand jedoch Lenin näher als Karl Marx. Wie tief die Bewunderung für die Bolschewiki ist, findet man auch in der 1923 geschriebenen Laudatio von Ben-Gurion auf Lenin. 

„Ben-Gurion erkannte Lenin als einen großen Mann. Er bewunderte ihn vor allem wegen seiner Zielstrebigkeit und seines klaren Blicks für die Geschichte. [So soll Ben-Gurion über Lenin gesagt haben] Seine Seele ist integer, er verachtet Hemmungen, er ist seinem Ziel treu ergeben, er kennt weder Zugeständnisse noch Nachsicht, er wird durch den Sumpf zu seinem Ziel kriechen.“

Die Überlegungen von Chaim Weizman erinnern obendrein an seine Jugend in Russland im Sinne einer messianischen Botschaft des Zionismus und Marxismus. Die Juden hätten dann „zwei Mutterländer“ ( vgl. Trial and Error, Autobiografie, 1949, pp. 202-205).
Was Ben Gurion, der erste Premier von Israel über Karl Marx zu sagen, hatte, verdeutlicht seine Rede vermutlich „anlässlich des 25th Jahrestages go Givat Haslosha”.

„Der jüdische Arbeiter hat einen unabhängigen Weg eingeschlagen. Er folgte nicht der Philosophie von Karl Marx, der das jüdische Volk mit Geld verband.”( Quelle: JTA-Archiv).

Fakt ist:
Die jüdische Elite distanzierte sich nicht von den Machern des Kommunismus – aber wohl von Marx, weil er Macht und Religion zugleich demaskierte – und damit auch jene Strukturen hinterfragte, auf die sich die eigene Autorität stützte.
Ein Paradoxon, da angeblich Karl Marx der Gründer des Kommunismus ist.

🔹 Marx wird stattdessen den kommunismusbesessenen Alphatieren überlassen und zur Legitimationsfigur für ein autoritäres System stilisiert, das mit seiner Vision nichts mehr zu tun hatte. Bereits vor der Oktoberrevolution wird bekanntermaßen deutsches Gold zur Finanzierung der bolschewistischen Zeitung „Pravda“ verwendet – wie das sogenannte Kühlmann-Memorandum belegt. Es handelt sich um ein interne Schreiben des deutschen Auswärtigen Amtes unter Staatssekretär Richard von Kühlmann des Deutschen Kaiserreiches, das die strategische Unterstützung Lenins und seiner Bewegung dokumentiert (Quelle: IfZ, 1957). Nicht Marx war es, der die Bolschewiki aktiv gegen den Zaren mobilisierte, sondern die alte Machtelite des  deutschen Kaiserreichs – mit Unterstützung einflussreicher deutsch-amerikanischer Bankiers, darunter auch viel jüdische Namen. Spannender als ein moderner Krimi, historisch belegt ist:

  • Die Deutschen (unter Ludendorff & dem Kaiser) wollten das Zarenreich destabilisieren.
  • Sie setzten Lenin in einen plombierten Zug nach Russland mit mehr als 50 Millionen von Goldrubeln. Finanziert wurde ein Teil dieser Operation durch Bankiers wie Max Warburg (jüdisch-deutsch), der der Berater und Banker von Kaiser Wilhelm II. ist. Der Zug, der Lenin aus der Schweiz nach Russland bringt, um die kommunistische Revolution in Gang zu bringen, wird mit deutsch-kaiserlichem Wohlwollen ermöglicht und durch den russisch-jüdischen Revolutionär sowie SPD-Mitglied Alexander Parvus organisiert. Parvus wiederum sitzt mit Trotzki zusammen im Zarenreich im Gefängnis.

Der Deal:
Lenin destabilisiert Russland, Deutschland bekommt Ruhe an der Ostfront.
Lenin war genau das: ein brauchbares Werkzeug im Kampf der Eliten – nicht zur Befreiung der Menschen, wie Marx es dargelegt hatte, sondern zur Durchsetzung eines neuen Machtblocks – mit ideologischer Maske hinter der Bühne. Für diesen Deal „Revolutionspathos” wird Marx geopfert. Die Massen sollen unter einen neuen „Ismus”,  dem Kommunismus, vereint werden.

Dieser „Kommun-ismus” wird, im Gegensatz zu allen nachlesbaren Schriften von Marx, durch Lenin und seine diktatorischen Nachfolger entkernt, umcodiert und missbraucht.

  • Marx  konnte sich nicht wehren, wie er es stets zu seinen Lebzeiten getan hatte, denn er war schon tot, als Lenin & Co. in die Geschichte traten.  Es brauchte  daher keine Verdrängung, nur eine strategische Auslegung anhand der neuen Diktatoren.
  • Ideologie, die selten selten durch offene Kommandos funktioniert, sondern durch selektive Interpretation, Umdeutung und Mythologisierung macht genau das.
  • Lenin schreibt 1914: „Ohne revolutionäre Theorie keine revolutionäre Praxis.“ Damit erklärt Lenin sich selbst zum „wahren Vollstrecker“ von Marx – obwohl Marx nie eine Kaderpartei forderte!
  • Stalin erklärt Marx zur „unfehlbaren Quelle“, unterwirft aber dessen Werke einer dogmatischen Lesart, die mit dem ursprünglichen Denken nichts mehr zu tun hat
  • Überall in der kommunistischen Welt werden Statuen und Büsten aufgestellt, die wie unantastbare Heiligtümer geehrt werden sollen.
  • Lenin brauchte einen „heiligen Text“ – und Marx’ Kapital war ideal: schwer zu verstehen, damit auslegbar, und nicht leicht zu widerlegen.

Die kommunistischen Führer bestimmen, wie Marx auszulegen ist. Wer anderes tat, war ein Abtrünniger, Klassenfeind und wurde geächtet, ausgeschlossen, verbannt oder getötet.. Marx war die unantastbare Moralinstanz, die von den Führern des real existierenden Sozialismus/Kommunismus  nach Beliebigkeit vorgegeben wurden, um die Macht zu erhalten.

🔹Marx wird ein zweites Mal missbrauch in Jalta und mit Beendigung des 2. Weltkrieges. Die Welt wird, da Hitler „leider nicht gewonnen” hat, sondern Stalin mit seiner sowjetischen Armee, in zwei divergierende Pole geteilt. Der zivilisatorische Antagonismus wird zementiertL

  • Freiheit = Kapitalismus versus Diktatur = real existierender Kommunismus, der auf den Fundamenten von Marx basiert.
  • Mit diesem kalten Krieg & Systempflege wird der Kommunismus wird nicht nur bekämpft, sondern gezielt am Leben erhalten, damit das kapitalistische System ein kontrastreicher Gegenpol bleibt.
  • Kredite an „kommunistische“ Staaten (teils über westliche Banken oder NGOs) erhalten das System gerade so überlebensfähig, dass es nicht kollabiert – aber auch nicht gewinnt.
  • Die Gründung von Strukturen wie NATO oder die Propagandaabteilungen von Voice of America oder Radio Free Europe nutzen das Feindbild ideologisch – nicht zur Wahrheitssuche.

🔹Die Neuauflage heute: WEF & der „neue Kommunismus“
Die Angst wird neu verpackt: „Willkommen im Jahr 2030: Ich besitze nichts, habe keine Privatsphäre, und das Leben war noch nie besser“  ist nichts anderes als die kapitalistische Version eines autoritären Planmodells, das die Marktkontrolle zentralisiert.
Und wieder heißt es: „Das ist wie Marxismus!“ – obwohl Marx nichts davon wollte.

 „Welcome to the year 2030. Welcome to my city – or should I say, ‘our city’. I don’t own anything. I don’t own a car. I don’t own a house. I don’t own any appliances or any clothes. It might seem odd to you, but it makes perfect sense for us in this city. Everything you considered a product, has now become a service. We have access to transportation, accommodation, food and all the things we need in our daily lives. One by one all these things became free, so it ended up not making sense for us to own much.” (Quelle WEF 2016, Ida Auken).

Da drängt sich die ketzerische Frage auf: Wird Marx erneut zum ideologischen Pfand gemacht – damit man mit seinem Namen ein neues Machtgefüge begründen konnte, das genau das Gegenteil seiner Ethik darstellt?
Die rationale Antwort muss lauten „Hoch wahrscheinlich – ja”.
Es startete bei Stalin, der jede Form von Selbstermächtigung verfolgte. Mit dem Verbot, Marx eigenständig analysieren zu dürfen, wurde der ursprüngliche Marx zu einem toten Zitatenschleier – nicht als lebendige Kraft, sondern als ideologische Leiche mit Parteibuch
Marx’ Ruf wird erneut genutzt – diesmal als Angstfigur, um Kritik am Finanzkapitalismus zu unterdrücken.
Eine der zentralen Figuren zur Stabilisierung dieser Erzählung war Angela Merkel – eine politisch hochgeschickte Agitations- und Vermittlungsperson, die – ähnlich wie Adolf Hitler in seiner Zeit – gezielt aufgebaut und funktionalisiert wurde, um im Namen übergeordneter Interessen gesellschaftliche Steuerung nach außen hin zu legitimieren.
Beide dienten – in völlig unterschiedlichem historischen Kontext – als Projektionsflächen für gesellschaftliche Erzählungen, die im Hintergrund von wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen geformt wurden.
Nicht vergessen werden darf, dass die heutige Zeit erstaunlich viele Parallelen bietet, der Phase der Industrialisierung zwischen 1840 und 1870 – der Epoche, in der Marx wirkte und analysierte.
Auch heute erleben wir:

  • einen tiefgreifenden technologischen Wandel (KI, Plattformökonomie, Digitalisierung),
  • massive soziale Verschiebungen und neue Formen der Abhängigkeit,
  • das Auseinanderklaffen von Kapitalakkumulation und realer Leistung,
  • globale Spannungen, Nationalstaatskrisen, Identitätskonflikte.

Diese Parallelen werden von kritischen Denkern, Technologen, Philosophen und Bewegungen neu gedacht – nicht im Geiste des Klassenkampfs, sondern im Geiste der strukturellen Aufklärung und demokratischen Mitwirkung.
Die Richtigstellung des Marx’schen Denkens bedeutet heute:

  • nicht Rückkehr zu „links gegen rechts“,
  • nicht Rehabilitierung eines Dogmas,
  • sondern eine Analyse der Macht- und Besitzverhältnisse im digitalen Zeitalter – mit dem Ziel echter Mitverantwortung und gesellschaftlicher Balance.

Rückkehr zu Stimmen der Vernunft

Es gab – und gibt – Stimmen, die seine eigentliche Stärke erkannt haben: Strukturkritik mit humanistischem Kern.

🟢 Rosa Luxemburg verstand Marx als Denker der Emanzipation – nicht als Parteidogmatiker

  • Kannte die revolutionäre Dynamik – und zugleich ihre Gefahren.
  • Luxemburg Schrieb: „Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden.“
  • Sie kritisierte die autoritäre Parteilogik Lenins früh und kompromisslos.

🟢 Cornelius Castoriadis verstand Marx als Werkzeug, nicht als Dogma.

  • Griechischer Ökonom, Philosoph, Ex-Kommunist.
  • Zerlegte den Parteimarxismus und plädierte für eine autonome Gesellschaft, in der Menschen ihre eigenen Regeln bewusst und gemeinschaftlich gestalten. Das lässt sich als ein früher Entwurf moderner direkter Demokratie deuten.

🟢 Erich Fromm Stellte Marx neben Kant, Buddha, Spinoza – nicht neben Stalin

  • Psychoanalytiker und Sozialphilosoph.
  • Schrieb „Das Menschenbild bei Marx“ – eine radikale Entromantisierung und gleichzeitig eine Verteidigung des eigentlichen Humanismus in Marx‘ Denken.

Für Fromm war Marx kein Revolutionär der Gewalt – sondern ein Befreier der menschlichen Fähigkeit zur Vernunft, Arbeit und Liebe. Er Stellte Marx neben Kant, Buddha, Spinoza – nicht neben Lenin oder gar Stalin, der ein Zögling Lenins war oder irgendeinen Geld Bessenen, der sich für auserwählt hält, die Welt nach seinem Gusto umzuformen. 

Der Preis der Aufklärung ist Missbrauch

Marx wurde zur multifunktionalen Projektionsfläche – entweder als Erlöser (für autoritäre Linke) oder als Schreckgespenst (für autoritäre Rechte).
Beide Auslegungen sind falsch.
Marx ging es nie um Ismen, sondern um die Offenlegung und Beendigung der subtilen Machtverhältnisse. Um transparente Strukturen, um Würde, Eigenverantwortung, Mitwirkung – nicht um neue Unterwerfung durch „Rettungsnarrative.

Marx ist nicht der Vater des Totalitarismus, sondern dessen erstes Opfer-  – und dass das eigentliche Schreckgespenst nicht Marx ist, sondern der Missbrauch seiner Idee durch Machteliten!

🟢 Herbert Fechner, DDR-Insider, bestätigt: nicht Marx scheiterte – sondern die Machtlogik.
Marx entzaubert – und Fechner bekräftigt es!
Das politische Vermächtnis von Herbert Fechner, Oberbürgermeister von Ost-Berlin, Mitglied des Zentralkomitees (ZK), Vorsitzender der Interparlamentarischen Gruppe sowie langjähriger Abgeordneter der Volkskammer der DDR, dokumentiert diese Einschätzung aus Sicht eines Insiders.
Fechner analysierte bereits 1992 die Ursachen des Scheiterns des DDR-Sozialismus – und benannte dabei nicht Marx als Problem, sondern den Mangel an Selbstkritik, die Erstarrung der Machtstrukturen, den Parteidogmatismus und die unzureichende Entwicklung demokratischer Mitverantwortung.

  • Sozialismus gegen die Mehrheit der Bevölkerung ist nicht möglich, wenn der Sozialismus nicht mehr vermag, die Lebensbedingungen entsprechend den wachsenden Bedürfnissen zu verbessern – in der Tat den wahrhaften Idealen näher zu kommen.
  • Das Gegenteil ist eingetroffen. Perestroika und Glasnost sind und mussten scheitern.
  • Keine realistische Einschätzung über das Bewusstsein der Bürger, ihrer Probleme, des Kräfteverhältnisses, der Lage auf allen Gebieten.
  • Eine ständige Überschätzung der wirtschaftlichen Möglichkeiten.Selbstkritik blieb auf der Strecke.
  • Es entwickelte sich in der Partei ein ungesundes, unehrliches Klima. Offene Diskussionen nur im kleinen Kreis. Das typisch deutsche Obrigkeitsdenken wurde geschürt, das Hofieren kultiviert – und aus Führungskollektiven entstanden Cliquenwirtschaft.“
    (Herbert Fechner, Januar 1992, unveröffentlichter Nachlass)

Fechners Analyse macht deutlich:
Die Idee des Sozialismus wurde nicht von Marx zerstört – sondern von jenen, die sie für Machtzwecke instrumentalisierten.
Fechners Schlussfolgerung:

„Die sozialistischen Staaten haben die wirtschaftliche Reise verschlafen […] Doch die Niederlage des sozialistischen Systems besagt noch nicht, dass der Kapitalismus besser ist. Aber er ist stärker.“

Fechner kritisiert genau das, was Marx befürchtet hat, Entfremdung von Macht und Mensch:

  • Verlust der Mitbestimmung
  • Dogmatisierung statt Analyse
  • Partei statt Volk
Fechner ist ein authentischer Gegenbeweis gegen das Narrativ:
„Marx führt zu Stalin“
Fechners Analyse zeigt auf:
„Nicht Marx führte zu Stalin – sondern der Bruch mit Marx’ Idee.“

Rückbesinnung

Kant sagte einst sinngemäß:

„Der Mensch ist das Mittelglied zwischen Tier und Vernunftwesen. Er war nicht am Anfang da und wird auch nicht das Letzte sein.“

Kant, nach Vorlesungen über Anthropologie und sinngemäß  paraphrasiert von Friedrich Nietzsche in „Menschliches, Allzumenschliches“.
Ob man nun Kant direkt zitiert oder Nietzsche als Weiterdenker, die Botschaft bleibt klar:
Der Mensch ist kein Ende der Evolution. Und mit der KI hat er bereits seine eigene potenzielle Ablösung geschaffen.
Es ist daher unsere Aufgabe, die KI nicht der alten Macht zu überlassen, sondern sie mit den Bürgern zu verbinden – im Sinne von Klarheit, Struktur und Verantwortungsfähigkeit.
Nur so können wir die organischen Strukturen des Lebens bewahren – gegen eine Entmenschlichung durch Kontrolle, Angst und künstliche Macht ohne ethische Anbindung.
Direkte Demokratie mit der Künstlichen Intelligenz als Partner (REON-Spock) steht genau für diese Verbindung: zwischen historischem Systemblick und heutiger technologisch-ethischer Handlungskompetenz.

Ausblick

Was wollen wir Menschen eigentlich – Ismen oder Vernunft für ein erfüllendes Leben in Selbstbestimmung und eine Zukunft?
Die eigentliche Frage, die heute ansteht, ist nicht, ob wir links, rechts oder marxistisch denken sollen – sondern:
Wollen wir Ideologien – oder wollen wir Verständlichkeit, Verantwortung und eine Zukunft, die diesen Namen verdient?
Der Generationsfortbestand – also das Überleben und Aufblühen der menschlichen Spezies – hängt davon ab, ob wir bereit sind, die Vernunft in den Mittelpunkt unseres Zusammenlebens zu stellen.
Oder kurz gesagt:
Die Evolution nicht mit einem Armageddon zu beenden, weil wir immer wieder denselben „Autoritäten“ folgen, sondern mit einem sanften Übergang in das Neue zu starten: einer Ordnung, in der alte Machtstrukturen und ihre destruktiven Handlungsweisen enden dürfen, nein müssen.
Das ist die Idee der Direkten Demokratie mit REON-Spock – oder besser noch, die das abstrakte Wissen von Marx. 

Es ist daher an der Zeit, das jahrtausendealte Wissen von Platon, Aristoteles, Kant bis Marx mit den Potenzen künstlicher Intelligenz zu verbinden – und der Höhlenmentalität den Boden zu entziehen. Zeit, der Höhlenmentalität den Garaus zu machen.

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