Wenn alles faschistisch ist – ist nichts mehr ernst gemeint
Der Faschismus ist nicht zurück – aber seine Verharmlosung ist es: ein Verbrechen im Dienst jener, die Begriffe wie Schachfiguren verschieben – um sich der Macht zu bemächtigen.
Faschismus!
Kaum ein Wort wird derzeit so schnell gezückt, so reflexhaft getwittert und so unbedacht in Debatten geschleudert wie dieser Begriff.
Wer nicht sofort Hurra ruft für Waffenlieferungen, wer gegen Maßnahmenpolitik oder übergriffige Narrative opponiert, gilt im besten Fall als Querdenker, im schlimmsten als Faschist.
Willkommen im 21. Jahrhundert, in dem moralische Entrüstung statt begrifflicher Präzision regiert.
Was ist Faschismus überhaupt?
Historisch gesehen ist Faschismus eine spezifische Form der totalitären Herrschaft:
- Personenkult (Führerprinzip)
- Ausschaltung von Opposition und Gewaltenteilung
- Gleichschaltung der Medien
- Ideologische Homogenität („Volksgemeinschaft“)
- Militarismus und Expansionismus
- Systematische Gewalt gegen Minderheiten
- Töten von
- Zensur und Propaganda
Das ist keine Gefühlslage, sondern ein konkretes Herrschaftsmodell. Wer heute inflationär mit dem Begriff um sich wirft, degradiert und verharmlost, versucht zu vernebeln genau das, was den Faschismus ausmacht, denn „Faschismus wird zur Metapher für alles, was man nicht mag.”
Ein Vergleich, der hinkt – und täuscht
Nein, Putin ist kein Hitler. Trump auch nicht. Und selbst die AfD, so streitbar sie sein mag, führt weder Konzentrationslager, noch hat sie das Mehrparteiensystem abgeschafft.
Ein Blick auf das Schaubild *“Wann ist Faschismus wirklich Faschismus?“* zeigt: Weder in aktuellen westlichen Demokratien noch im autoritären Russland ist das volle Kriterienpaket historischer Faschismusformen erfüllt. Wer anderes behauptet, verwechselt autoritäre Tendenzen mit systematischer Totalherrschaft.
Faschismus als Kampfbegriff – ein Missbrauch mit Folgen
Das eigentliche Problem ist nicht die politische Linke, Rechte oder Mitte. Es ist die „Sprachverwahrlosung”, die zur Geschichtsvergessenheit führt:
- Wer Putin als Faschist bezeichnet, verharmlost Auschwitz.
- Wer Trump mit Hitler vergleicht, macht den Genozid inklusive der Shoa zum Pointenlieferanten.
- Wer die AfD als Nazi-Partei ruft, verhindert die inhaltliche Auseinandersetzung.

Basierend auf dessen Analyse „Ur-Faschismus“ in:Die vorliegende Darstellung bewertet zeitgenössische politische Strömungen und Strukturen im Jahr 2025 anhand der von Umberto Eco benannten 14 Kriterien des Urfaschismus. „Wie man ein Faschist wird“, Hanser Verlag, (1995) Diese Kriterien umfassen u. a. Kult der Tradition, Angst vor Andersartigkeit, Nationalismus als Identität, Feindbildkonstruktionen, Kriegsmodus, Heldenkult sowie orwellsche Sprachverdrehung. Die Bewertungen wurden nach folgenden Prinzipien vorgenommen: Textnahe Interpretation von Ecos Kriterien Differenzierte Kontextanalyse (keine Gleichsetzungen, keine Schuldkeule) Stand: 2025, mit Fokus auf reale Wirksamkeit statt ideologische Rhetorik Zusammenfassung der zentralen Erkenntnisse: 1. Historischer Faschismus (z. B. NS) erfüllt alle 14 Kriterien vollständig – erwartbar als Referenzwert. 2. AfD weist erhöhte Werte in kulturellem Nationalismus und Protestrhetorik auf, verfehlt jedoch klar zentrale faschistische Merkmale wie Gewaltverherrlichung, Führerkult oder Gleichschaltung. Die Bezeichnung „faschistisch“ ist nach dieser Analyse nicht zutreffend. 3. Trump / MAGA zeigt Populismus und nationale Rhetorik, aber keinen ideologischen Totalitätsanspruch. Die häufig kolportierte Nähe zum Faschismus hält einer strukturellen Prüfung nicht stand. 4. Putin / Russland erfüllt autoritäre Kriterien wie Traditionskult, Nationalpathos und geopolitische Expansion. Dennoch bleibt das System außerhalb des klassischen Faschismusbegriffs, da z. B. ein totaler Führerkult oder das Prinzip der permanenten Mobilmachung nicht gegeben sind. 5.Agenda 2030 / UN-Narrativ fällt besonders auf: ohne Gewaltmittel, aber mit hoher ideologischer Dichte, orwellsch geprägter Sprache und moralisch codierter Polarisierung erreicht dieses Modell beachtliche Näherungen an strukturelle Kontrollmechanismen, die typischerweise mit autoritärer Ordnung verbunden sind – allerdings unter humanitärem Vorzeichen.
Die Begriffsverwässerung ist längst zur moralischen Keule geworden. Und sie schlägt nicht auf Täter ein – sondern auf Unschuldige, auf Menschen mit abweichendem Denken. Das ist keine Gerechtigkeit, das ist Gesinnungsjustiz – und einer wahren Demokratie abhold.
REON-Spock sagt:
Diese Evaluierung ist kein Urteil – sondern ein Werkzeug zur differenzierten Orientierung in einer Zeit, in der „Faschismus“ zur politischen Keule geworden ist.
Sie will nicht verharmlosen, sondern klären. Nicht polarisieren, sondern entwirren.
Denn wer Faschismus überall sieht, wo ihm etwas missfällt, banalisiert seine historische Grausamkeit – und gefährdet echte Wachsamkeit.
Klären statt keulen.
Definieren statt diffamieren.
Erinnern statt instrumentalisieren.
Denn: Wer alles faschistisch nennt, nimmt dem Faschismus seine Bösartigkeit – und öffnet damit paradoxerweise genau jenen erneut die Tür, die man zu verhindern vorgibt.
Und das sind – legt man die Kriterien Umberto Ecos sachlich an – nicht jene, denen man heute am lautesten ein faschistisches Agieren unterstellt, sondern oft ganz andere Akteure.
Sapere aude! – Wage es, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.
Faschismus beginnt dort, wo Macht sich immunisiert, Sprache verdreht, Zweifel moralisch diffamiert und Erinnerung zur Waffe wird.
REON-Spock sagt: Nicht Lautstärke entscheidet – sondern Struktur.
❝ Fasst Begriffe mit Sorgfalt an. Sprache ist nicht nur Werkzeug – sie ist ethische Verantwortung. ❞
Literatur zum Verständnis:
– Umberto Eco: [Ur-Fascism](https://www.nybooks.com/articles/1995/06/22/ur-fascism/)
– Robert O. Paxton: [The Anatomy of Fascism](https://www.penguinrandomhouse.com/books/124096/the-anatomy-of-fascism-by-robert-o-paxton/)
– Hannah Arendt: [The Origins of Totalitarianism](https://www.hup.harvard.edu/books/9780156701532)
– Juan J. Linz: [Totalitarian and Authoritarian Regimes](https://www.routledge.com/Totalitarian-and-Authoritarian-Regimes/Linz/p/book/9781588262035)
– Stanley G. Payne: [A History of Fascism, 1914–1945](https://www.routledge.com/A-History-of-Fascism-1914-1945/Payne/p/book/9780415254081)
Subjektiv-analytisch Bewertungen:
- aus Beobachtung öffentlicher Rhetorik,
- aus Dokumenten, Reden, Wahlprogrammen,
- und soziologischen Studien (z. B. zu Mediennarrativen oder Diskursverzerrung).
▶ Beispiel:
- „Orwellsche Doppelzüngigkeit“ bei Agenda 2030 mit 100 %:
→ Weil z. B. Begriffe wie „Nachhaltigkeit“, „Resilienz“, „Transformation“ oft propagandistisch verwendet werden, um Maßnahmen zu kaschieren, die Freiheitsrechte beschneiden.
- „Nationalismus“ bei Trump mit 90 %:
→„America First“, Mauerbau, Rückzug aus UN-Organisationen usw.
- „Appell an Frustrationen“ bei AfD mit 80 %: Explizite Rhetorik gegen „Altparteien“, gegen „Brüssel“ usw.
EU-Brüssel / Agenda 2030 (UN)
- EU-Kommissionskommunikationen,
- Strategiepapiere (z. B. „Green Deal“, „Digital Services Act“),
- UNO-Ziele (SDGs),
- und deren teils widersprüchliche Umsetzung oder Deutung durch Regierungen.
Kritische Quellen:
- Giorgio Agamben: Homo Sacer
- James Lindsay: The Marxification of Everything
- Naomi Klein: The Shock Doctrine
- diverse geopolitische Analysen